Allergie bedeutet Entzündung

 

 

Asthma, allergische Rhinitis, Neurodermitis,  all diese allergischen Erkrankungen haben eines gemeinsam – es kommt zu chronischen Entzündungen. 

 

Es sind diese Entzündungen, die die Symptome der Allergie verursachen und auf Dauer die Gewebestrukturen immer mehr empfindlicher machen und schwächen.

 

Wie aber kommt es zu den Entzündungen? 

Alle chronisch entzündlichen Erkrankungen, zu denen auch, aber nicht nur, die Allergien zählen, sind das Resultat eines komplexen Zusammenspiels unterschiedlicher Faktoren. Faktoren, die chronisch entzündliche Erkrankungen beeinflussen sind:

•    die individuelle genetische Disposition, d.h. das Grundrisiko des Individuums

•    Umweltfaktoren

•    Lebensstil und

•    Ernährung

Chronisch entzündlichen Erkrankungen entstehen also aufgrund komplexer Gen-Umwelt-Interaktionen.

All diese Erkrankungen werden aufgrund der Pathogenese unter dem Oberbegriff der NCD zusammengefasst. „NCD‘s“ steht für „Non-Communicable Diseases“, d.h. für „nicht übertragbare“, „nicht infektiöse“ chronische Erkrankungen.     

Welche Umweltfaktoren beeinflussen die Entstehung von Allergien und anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen?

Es gibt Umweltfaktoren, die in Bezug auf die Entstehung von Allergien bzw. chronisch entzündlicher Erkrankungen ein Risiko darstellen und es gibt schützende Umweltfaktoren.

Bei den Allergien gehören Rauchen, Umweltschadstoffe, wie Feinstaub oder Dieselpartikel, SO2, NO2 aber auch Stress zu den Risikofaktoren.

In Bezug auf die Allergien wissen wir, dass das Modell „traditionelle Lebensweise“, d.h. eine „naturnahe“ Lebensweise, die eine Exposition mit vielen harmlosen Umweltkeimen und Bakterien mit sich bringt, sowie bestimmte Ernährungsmuster als schützende Faktoren gelten. Der „Bauernhof“ ist dafür eine Modellsituation. Letztendlich entscheidet die Balance aus Risiko-Faktoren  und schützenden Faktoren über die individuelle Bereitschaft, eine oder mehrere Erkrankungen aus dem Formenkreis der NCD‘s zu entwickeln.

Weiß man, wann genau diese Balance aus Risikofaktoren und schützenden Faktoren kippt, so dass z.B. Allergien entstehen?

Die Balance kann zu jedem Zeitpunkt im Leben kippen. Wir erleben immer mehr Patienten im Alter von 40 bis 60 Jahren, die erstmals an allergischen Erkrankungen wie Asthma oder Heuschnupfen erkranken. Umgekehrt wissen wir aber, dass die ersten, frühen Lebensabschnitte, d.h. die Schwangerschaft der Mutter und die ersten zwei Lebensjahre, sehr entscheidend für die Prägung des Immunsystems und der metabolischen Eigenschaften des Individuums sind.   

Umweltfaktoren kann man nicht beeinflussen, Lebensstil und Ernährung schon – was kann man tun, um der Entstehung von Allergien entgegenzuwirken?

Man kann theoretisch sehr viel tun, um die Entstehung von chronisch entzündlichen Erkrankungen zu vermeiden, allerdings mangelt es häufig an der Umsetzung in die Praxis. So ist z.B. sowohl der Stresspegel als auch die Ernährung beeinflussbar. Z.B. sind viele Kinder und Jugendliche übergewichtig, was hohe Risiken für das Entstehen von bestimmten NCD‘s  mit sich bringt. Wir wissen aber, wie schwer es ist, Kinder und Jugendliche dazu zu motivieren, sich gesund zu ernähren und sich mehr zu bewegen. Durch unsere westliche industrialisierte Lebensweise sind wir sehr stark geprägt und es wird immer schwerer, hier Einfluss zu nehmen. Eine echte Prävention, also Krankheits-Verhinderung, gibt es leider nicht. Das ist eine riesige Herausforderung!

Eine wirksame Prävention chronisch entzündlicher Erkrankungen wäre also bereits durch eine Verhaltensänderung  zu erreichen?

Eine Verhaltensänderung  könnte einen erheblichen Beitrag dazu leisten, chronisch entzündliche Erkrankungen zu verhindern – hier sind die Gesundheitspolitik, die Ärzteschaft, die Eltern, Kitas und Schulen gefragt. Nur durch eine konzertierte Anstrengung wäre es zu verhindern, dass immer mehr Menschen an NCD‘s erkranken.

Zur Behandlung: Wie ist der Stand der Entwicklung im Bereich antientzündliche Therapien gegen Allergien?

Der Fokus der Therapien liegt in der Tat auf „antientzündlich“, das gilt für alle allergischen Erkrankungen. 

Dabei  ist das Kortison nach wie vor der wichtigste Faktor. Damit ist nicht die orale Gabe von Kortison gemeint, sondern die topisch lokale Anwendung wie z.B. inhalativ, als Spray oder als Salbe oder als Creme zum Auftragen auf die Haut.

Die Behandlung mit lokal angewendetem Kortison hat bei Allergien der Atemwege ist sehr effektiv bei nur geringen Nebenwirkungen.

Deshalb sucht man nach Alternativen für die antientzündliche Behandlung und durch die neuen Therapien mit Biologicals tun sich hier möglicherweise auch neue Wege auf. Biologicals arbeiten mit monoklonalen Antikörpern.

Quelle: modifiziert durch U. Schäfer 

 

nach   01 Nov 2016   Autor: S. Jossé/H. Renz, www.mein-allergie-portal.com