Der Hörvorgang

Von der Welle bis zur Wahrnehmung. Am Anfang jeden Hörens steht ein Geräusch. 

Ganz gleich ob Liebesgeflüster, das Bohren beim Zahnarzt, Orchestermusik oder der lärmende Düsenjet – zunächst durchläuft dieses eine Reihe von Prozessen, bevor es wahrgenommen werden kann.

Schallaufnahme

Das Außengeräusch versetzt die Luft als Trägermedium in Schwingungen. 

Es entsteht eine Druckwelle, die an die Ohrmuschel gelangt. Die Ohrmuschel bildet gemeinsam mit dem äußeren Gehörgang das gleichnamige äußere Ohr. Hier werden die Wellen gesammelt und ins Mittelohr weitergeleitet.

Verstärkung

Im Mittelohr wird die Druckwelle verstärkt. 

Die dünne Membran des Trommelfells wird in Schwingungen versetzt und gibt diese über die Gehörknöchelchen Hammer, Amboß und Steigbügel weiter. Dies führt zu einer ca. 22-fachen (!) Verstärkung der Druckwelle

Umwandlung

Im dritten und letzten Teil des Ohres, dem Innenohr findet eine zweite Verstärkung, eine Tonhöhenzuordnung und eine elektrische Umwandlung statt.

Hierfür verantwortlich ist die Hörschnecke, das erbsengroße eigentliche Hörorgan mit den Haarzellen. 

Die Haarzellen sind nach den feinen Sinneshärchen am Ende der Nervenzelle benannt. Die Druckwelle wird in der flüssigkeitsdurchfluteten Schnecke durch die äußeren Haarzellen als zugespitzte Wanderwelle verstärkt. 

Dadurch werden die inneren Haarzellen je nach Tonhöhe gereizt. Diese geben die Impulse als elektrische Reize an die Nervenfasern des Hörnervs weiter. 

So findet eine Transformation von Schwingungen (mechanisch) in Nervenreize (elektro-physiologisch) statt. Hören wird jetzt zur Nervensache.

 

Filterung und Übersetzung

Die elektrischen Impulse gelangen über die Hörzentren im Hirnstamm zu den höheren Kerngebieten. 

Hierbei wird die Information durch die Verknüpfung mit anderen lebenswichtigen Funktionen (Gefühlswelt, vegetatives Nervensystem) beeinflusst und adaptiert. 

Im Gehirn sind die Hörkerne in der Lage zu selektieren, welche Signale bewusst wahrgenommen werden. Nur 30% der Information gelangen schließlich zur Hörrinde. 

Hier werden die Informationen ausgewertet und Verständnis für Töne, Geräusche oder auch Sprache erzeugt.

Die ursprüngliche Schallwelle wird also gesammelt, verstärkt, umgewandelt und gefiltert und übersetzt, bevor das Liebesgeflüster, der Bohrer, die Orchestermusik oder der Düsenjet zur Wahrnehmung gelangt.

Damit ist das Ohr ein hoch komplexes Transformationsorgan: Ohne Hören, kein Verstehen!

Quelle: Fördergemeinschaft Gutes Hören -FGH